Meine erste Auszeit war toll und aufregend. Was hat mich besonders gefordert? Was hat mich weit aus meiner Komfortzone geholt und was waren die wunderbaren Highlights, die mich bis heute beeinflussen?
Was, Du willst alleine mit dem Zelt für drei Monate nach Skandinavien? Bist Du verrückt, so alleine unterwegs sein und die tausend Mücken. Was machst du, wenn du krank wirst? Nee, das ist nichts für mich.- O-Ton meiner besten Freundin Susanne.
Wenn du zurückkommst, bekommst du bestimmt den allerletzten Job im Büro. Einen, den kein anderer haben will. Du bist abgestempelt. O-Ton meines Vaters.
Deine Karriere kannst Du Dir abschminken. Hier hast du den Stempel „Freizeit orientiert“. Schon wieder ein Stempel, dieses Mal von meinem besten Freund und Kollegen Torsten.
Jede gut gemeinte Befürchtung sprach Ängste an, die auch in mir waren und so musste ich mich damit auseinandersetzen.
Also habe ich zuerst überlegt, wie ich meinen Wunsch nach einer Auszeit für meine Personalabteilung begründe und wie sich eine Vertretung in meiner Auszeit organisieren lässt. Das Einstiegsgespräch habe ich mit meinem Abteilungsleiter geführt, gut vorbereitet und trotzdem nervös. Das war die größte Herausforderung. Ich wusste, jetzt gilt es zu überzeugen, denn für ein Sabbatical gib es keinen Anspruch. Es ist eine reine Ermessenssache.
„Seit über 20 Jahren bin ich im öffentlichen Dienst und diese Auszeit möchte ich mir zum 40igsten schenken. Bei Kollegen hat sich ganz oft das Leben geändert, sie haben eine Familie gegründet, waren im Ausland, all das gab ihnen neue Impulse. Und ich merke, dass ich jetzt eine Auszeit brauche, um selbst mal aufzutanken. Es sind noch mehr als 25 Jahre bis zur Rente. Und die möchte ich mit Schwung und Freude an der Arbeit erleben.“
Mein Abteilungsleiter stand damals selber nur wenige Jahre vor der Rente und er sagte nur: Ich beneide Sie um Ihren Mut. Meine Unterstützung haben Sie.
Mein Fazit dazu:
Befürchtungen können hilfreich sein, damit wir uns mit Ängsten und Fragen beschäftigen und unsere eigenen Antworten finden. Seien Sie im Gespräch mit der Personalabteilung authentisch, gut vorbereitet und nicht naiv.
Emotional fordernd waren auch die Gespräche mit Freunden. Denn sie mussten sich mit ihren Gefühlen wie Neid, Sorgen und dem Gefühl, mich über Monate nicht zusehen, auseinander setzen.
Drei Monate mit dem Zelt in Norwegen und Schweden. Natürlich gab es Mücken und natürlich bekam ich mal eine Erkältung. Gut, dass nichts wirklich Schlimmes passierte. Im Gegenteil, ich habe Freunde auf den Lofoten getroffen, wurde zum Mitternachts-Waffelessen kurz vor dem Nordkap eingeladen, habe Wale vor den Vesteralen gesehen, in einem Backpacker mitgeholfen, Skulpturen aus Holz geschnitzt und es genossen das Meer in so unendliche vielen Stimmungen zu beobachten. Und Nordlichter, die waren einfach Gänsehaut pur.
Zurück gekommen bin ich als eine ausgeglichene Frau, mit dem Wissen mich auch in schwierigen Situationen auf mich selbst verlassen zu können und viel Spaß am Leben.
Ich habe mir das Recht zugestanden, jetzt der wichtigste Mensch in meinem Leben zu sein. Und genau hinzuhören, welche Bedürfnisse mein Körper hat und welche Wünsche und Träume ich noch für mein Leben habe.
Ich wünsche auch Ihnen: Haben Sie den Mut den ersten Schritt zu tun. Gerne unterstütze ich Sie dabei. Rufen Sie mich einfach an oder mailen Sie mir.
Herzlichst Eure Andrea Oder